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Das Steigrüebli

Frühlingsputz im Steigrüebli; ein Dorf beginnt mit seinen Vorbereitungsarbeiten.

Was für unsere Gäste von nah und fern ein „unvergessliches Festwochenende der besonderen Art“ werden soll, bedeutet fürs OK 750 Jahre Schnottwil eine monate-, sogar jahrelange Planung (Start im September 2009). Nachdem das Grobkonzept der Feierlichkeiten feststand und das OK beschlossen hatte, das grosse Festwochenende im historischen und wunderschön gelegenen Steigrüebli durchzuführen, ging es an die Ausarbeitung der unzähligen Feinheiten.

Lange Zeit fand die Planung vom „Wochenende des Jahres“ nur fürs OK sichtbar auf Papier statt, doch nun wird dies langsam aber sicher auch für die Bevölkerung erkennbar; es tut sich was – und zwar einiges! Es gab Stimmen, die auf dem bänklisitzend behaupteten; „lueg do; scho wieder ä Baustell!“… da können wir Sie aber getrost beruhigen; es wird – trotz rosa-Markierung auf der Strasse - kein Asphalt aufgerissen; die Pfeiler stehen als Markierung der vorgesehenen Zelte während unserem Festwochenende vom 1. – 3. Juli 2011. Doch mehr Details verraten wir (noch) nicht.

Aufmerksamen Spaziergängern mag nicht entgangen sein, dass nun sogar das Innenleben des Steigrüebli richtig durchgefegt wird. Die Naturschutzkommission, bestehend aus Eberhard Urs, Dellenbach Heinz Ernst, Marti Willy, Kunz Philipp und Schluep Peter, hat ihren Auftrag in Angriff genommen und mit dem „Frühlingsputz des Steigrüebli“ begonnen.

Unser Tipp:
Gehen Sie doch von Zeit zu Zeit mal selbst im Steigrüebli vorbei und wer weiss; vielleicht begegnen Ihnen auch einmal die vielen, wertvollen, fleissigen Heinzelmännchen die tatkräftig mithelfen, unser Festwochenende so unvergesslich zu machen, wie wir es uns Alle wünschen.

Mit liebem Frühlingsgruss
Ihr OK 750 Jahre Schnottwil

Die Geschichte des Steigrüebli

Zwischen Dorf und Aspiwäldli liegt ein Ort, der für Schnottwil historische Bedeutung hat und der anschaulich Zeugnis ablegt aus Zeiten, da Schnottwil weit über die Landesgrenzen hinaus als Industriedorf einen Namen besass; das Steigrüebli. 1577 erhielt dann aber der Ammann vom Rat von Solothurn den Befehl, es sei von der Kanzel der Kirche zu verkünden, dass wegen Einsturzgefahr künftig nicht mehr in den Gruben gearbeitet werden dürfte.

Fast zwei Jahrhunderte blieb es dann still in den Gruben von Schnottwil, bis 1763 die eine einem Hans Eberhard und zehn Jahre später die andere dem Statthalter Benz Ritz verliehen wurden. Energie und kaufmännischer Weitblick verhalfen dem Unternehmen in relativ kurzer Zeit zu hoher Blüte. Der Höhepunkt der Produktion fiel allerdings erst in die Jahre von 1820 bis 1830, wo mit einem jährlichen Reingewinn von 35000 bis 40000 Franken gerechnet werden konnte; für die damalige Zeit eine aussergewöhnlich hohe Summe. Bis 15 Steinhauer fanden in der grossen Grube dauernd lohnende Beschäftigung. Nagelfluh- und Sandsteinschichten waren so gelagert, dass auch mit primitiven Mitteln die Steine gebrochen werden konnten. Schon früh hatte man erkannt, dass das harte Material sich speziell für Mühlesteine sehr gut eignete. Diese durften und konnten aber nicht gewaltsam herausgesprengt werden. Das Loslösen aus der Steinbank musste sorgfältig vorgenommen werden, um Risse im Mahlstein zu vermeiden. Nach Freilegung der Schicht bohrte man im gewünschten Umfang und im Abstand Von 10 bis 15 cm Löcher in den Stein, schlug in diese gut ausgedörrte Holzzapfen und setzte mit Wasser gefüllte Blechtrichter auf. Durch das Aufquellen des dürren Holzes wurde die langsame Loslösung vollzogen, und der Stein konnte zur weiteren Bearbeitung aus der Bank gezogen werden. Gehauen und bearbeitet wurden Bodensteine mit anderthalb Meter Durchmesser und bis zu 115 cm Höhe und Läufer mit ungefähr 40 cm Durchmesser und bis zu 45 cm Höhe. Es entspricht dies einem Gewicht von ungefähr 4260 resp. 1450 kg je Mühlstein.

Die fertigen Mühlesteine wurden am Rande der Grube gelagert und je nach Bestellungseingang abtransportiert. Besitzer der zahlreichen in der Umgebung befindlichen Mühlen holten die Steine mit eigenem Gespann ab. Wenn der Besteller aber weit weg wohnte, in einem anderen Kanton, im angrenzenden Ausland oder, was nicht selten vorkam, im entfernten Holland, dann wurde soweit als möglich der Wasserweg gewählt. Die Unternehmer von Schnottwil hatten für die Transporte Zur Ländte in Büren an der Aare einen besonders starken Wagen bauen lassen. Viele Steine wurden von einem Schiffer in Olten übernommen, der besondere Übung im Flössen besass. Wenn man in Aufzeichnungen aus der Blütezeit der Mühlesteingrube blättert, so bekommen wir Kunde von damaligen Tarifen. Ein für das Aufladen der Steinriesen spezialisierter Mann erhielt für das Aufladen pro Mühlstein 5, später 6 Batzen. Schiffer Meier aus Olten besorgte den Transport von Büren aus zu einer Taxe von 12 Batzen per Zoll Steindicke je nach Entfernung. Das Führen der Mühlesteine von Schnottwil nach Büren zu je zwei Steinen brachte dem Fuhrhalter 6 Franken ein.

In der Steingrubenrechnung aus dem Jahre 1843 steht u. a. : An Adam Ritz für 6 Tage wegen Mühlesteinen ins Welschland zu Reisen 18 Franken. An Pintenwirt für 12 Mann am Austrunkmahl 12 Franken und für einen Trunk mit einem Kunden 6 Batzen. Dem Landjäger Champion wegen Extra-Bericht über einen Röllenstein 15 Rappen.

Da die Nagelfluh Schicht in starker Neigung nach Süden abfallt, war die Ausbeutung von Jahr zu Jahr schwieriger. So wurde denn ein langer Stollen angelegt, welcher der Mühlsteinschicht folgte und deren Abbau spürbar erleichterte und verbilligte. Es war ein emsiges Schaffen in der Schnottwiler Mühlsteingrube. Vom frühen Morgen bis spät in den Abend hinein widerhallte der lichte Wald vom Schlag der Spitzhämmer, und gedämpft gaben die Felswände das Echo zurück. Doch es nahte das Verhängnis. Um die Mitte des 19.Jahrhunderts begann man in den Süsswasserquarzitgruben von La Forte sous Jouarre im Departement Seine et Marne Champagner-Mühlsteine zu hauen und zu exportieren. Die neuen Champagnersteine hatten gegenüber den Schnottwil-Steinen so viele Vorteile aufzuweisen, und ermöglichten eine derartige Verbesserung und Verbilligung der Mehlbereitung, dass sie trotz der sehr hohen Anschaffungskosten nach wenigen Jahren unseren Steinen den Todesstoss versetzten. Die letzten Verkäufe unserer einheimischen Mühlesteine sind im Jahre 1867 verbucht worden.

Die Stillegung der Grube war für den Besitzer wie für die ganze Gemeinde ein harter Schlag. Dass schon nach drei Jahrzehnten der moderne Walzenbetrieb auch dem welschen Konkurrenten den Garaus machte, war für die Schnottwiler ein schwacher Trost. Wieder verödete der Ort, und es erstarkte das Feldgehölz im Steingrubenareal. Die unverkauften Mühlesteine wurden teilweise beim Häuserbau verwendet, andere, von Gras und Unkraut überwuchert, verschwanden nach und nach im Boden. Beim Bau einer Schiessanlage im Jahre. 1911 fand man das Steingrüebli als idealen Platz für den Scheibenstand mit gutem Kugelfang. Der Stand ist bis heute geblieben und grenzt das Grubenareal nach Norden ab.

Durch Erbteilungen gelangte, in kleine Parzellen zerschnitten, der historische Ort in die Hände verschiedener Besitzer, was die Erhaltung des ganzen Areals als geschlossene Einheit erschwerte. Erst nach der Güterzusammenlegung konnte die von Freunden heimatlicher Geschichte postulierte Wiederaufwertung der Grube in die Wege geleitet werden. Die Einwohnergemeinde wurde Besitzerin. Schüler leiteten die Aktion ein, indem sie die Grube von vielem Unrat befreiten und vergrabene Mühlesteine wieder ans Tageslicht schafften. Durch Gemeindeversammlungsbeschluss wurde das Steingrüebli als Gemeindereservat und damit als Naturschutzgebiet erklärt. Die restlichen Zeugen vergangener Zeiten -einige Mühlesteine und die grosse Höhle des einstigen Stollens -haben dem Besucher vieles zu berichten. Eine vor zehn Jahren durchgeführte Aufforstung auf der Südostseite bezweckt, dem Feldgehölz wieder mehr Gewicht und Charakter zu geben und vor allem auch dem Wild und der Vogelwelt in einer Zeit des Lärms und des Betons Ruhe und Lebensraum zu gewähren.